Der Anfang?
Bereits vor 1.5000 - 2.000 lassen sich für den norddeutschen Raum aus Zweigen geflochtene, mit Lehm abgedichtete Bienenbehausungen nachweisen.
Wir bieten Ihnen einen interessanten Einblick in das alte Handwerk der Korbimkerei. Dabei werden Ihnen die Abläufe im gesamten Bienenjahr unter fachlicher Führung erklärt. Sie besichtigen einen Bienenstand, von denen es in dieser Art und Größe (Körbe für ca. 200 Völker) nur noch einige wenige in Deutschland gibt!
Sie haben ihren Ursprung wohl im bäuerlichen Bereich, wo nach und nach immer perfektere Stroh und Rutenkörbe als Bienenwohnungen kunstvoll geflochten wurden.
Der Imker ist eigentlich das bedrohlichste Wesen für die Bienen.
Tief und nachhaltig stört er immer wieder die vollkommene Harmonie und Ordnung durch seine Arbeit. Kenntnis der biologischen Vorgänge und handwerkliches Geschick bei zum rechten Zeitpunkt durchgeführten Eingriffen lassen den Bienen eine Chance, die massiven Unterbrechungen ihres Lebensablaufes zu überstehen.
Erst im langjährigen Umgang entwickelt sich eine Einfühlung in das Wesen des "BIEN". Dieser Begriff stammt aus dem vorletzten Jahrhundert und zeugt von der Institution, mit der unsere Vorfahren das Bienenvolk als Einheit, Ganzheit verstanden haben: Königin, Arbeiterin, Drohn, Brut, Wabenbau und Vorräte waren für sie Teile eines Körpers, die man nicht beliebig manipulieren konnte.
Der Imker als Naturpfleger
Unter den heutigen Umweltbedingungen sind die Bienen auf den Imker angewiesen:
Er schafft ihnen Behausungen, verbessert das verringerte Nahrungsangebot (z.B. fehlende Acker "Unkräuter") durch Anpflanzung von Nektar- und Pollenspendern oder Anwandern von Trachtquellen, kontrolliert die Wintervorräte und die Gesundheit der Völker.
Der Imker ist auch dafür verantwortlich, dass die Bienenprodukte unverfälscht und naturbelassen zum Verbraucher gelangen. Gewissenhaftigkeit bei der Ernte und Aufbereitung des Honigs sowie beim Umgang mit Wachs, Kitt Harz, Pollen und Gelée royale sollten oberstes Gebot sein.
Wenn Sie selbst etwas für Bienen tun möchten, so folgen Sie als Gartenbesitzer bei Pflanzungen möglichst Empfehlungen, die auch den Bienen nützen. Bei Neuanlage öffentlicher Grünflächen haben die zuständigen Behörden vielleicht ein offenes Ohr für Ihre Anregung. Der Naturschutz oder ähnliche Organisationen informieren zu Detailfragen !
Was dem Naturliebhaber in Baumärkten unter dem Begriff "Insektenhotel" begegnet, spottet absolut jeder Beschreibung. Von Praxistauglichkeit kann hier nicht einmal ansatzweise die Rede sein.
Das einzige, das sich hier mit beängstigender Geschwindigkeit füllt, sind nicht etwa die Nistgänge, sondern lediglich der Geldbeutel der Anbieter. Leider kennen viele Konsumenten nur diese entomologischen Horrorszenarien und halten sie daher für die Norm. Sinnvoll konstruierte Nisthilfen für solitäre Wildbienen und Wespen sind rare, kostbare Perlen, umso mehr ist es wichtig sie der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Entwicklung, Handhabung, Praktikabilität
Günter Friedmann
In den Richtlinien des Demeter-Bundes zur Bienenhaltung ist im Brut Raum, als dem zentralen Bereich des Bienenvolkes, der Bau von Naturwaben zwingend vorgeschrieben. Es ist erstaunlich, dass für viele Bienenhalter das Imkern ohne Mittelwände jenseits ihres Vorstellungsvermögens liegt. Viele können sich nicht vorstellen, wie die Imkerei ohne den Einsatz von Mittelwänden überhaupt erfolgreich betrieben werden kann.
Geschichtliches
Mittelwand gibt es noch gar nicht so lange. Bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts gab es schon in einigen Innereien bewegliche Rähmchen, die Waben bauten die Bienen allerdings noch komplett selbst. Erst um 1860 erfand man die Mittelwand.
Man erkannte schnell die Vorteile dieser Erfindung:
bis zum Ende des 18.Jhrts war die Kirche der größte Abnehmer von Bienenwachs. Danach sank die Nachfrage nach diesem Rohstoff, weil zunehmend pflanzliche Öle und Fette zur Herstellung von Kerzen verwendet wurden. Durch die Produktion von Mittelwänden konnten die Imker ihr Wachs nun vorwiegend selbst verwerten.
Innerhalb kurzer Zeit etablierte sich die Mittelwand innerhalb der Imker Schaft und verdrängte bis auf die Relikte in der Heideimkerei den Naturwabenbau vollkommen.
Die Konfrontation mit der Varroamilbe setzte ein Umdenken in Gang. Der Schwerpunkt der damaligen Diskussionen lag vor 20 Jahren natürlich auf der Gefahr der Rückstandsbildung in den Bienenprodukten durch den Einsatz chemischer Wirkstoffe.
Gleichzeitig wurden aber auch die Betriebsweisen der konventionellen Imkerei selbstkritisch hinterfragt. Man wollte der Ursache für die Erkrankung der Bienen an der Varroa Milbe auf die Spur kommen. Darüber gingen die Meinungen auseinander.
Für einen Teil der Imker war die Varroa nur ein zufälliges Ereignis: Durch Bienentransporte über natürliche Klimagrenzen hinweg wechselte der Parasit auf einen nicht angepassten Wirt. Andere Imker hingegen gingen einen Schritt weiter und fragten sich, warum das geschehen konnte. Hintergrund dieser Gedanken war und ist ein anderes Verständnis von Krankheit.: Krankheit bedeutet in diesem Zusammenhang , dass ein Organismus geschwächt und dadurch anfällig geworden ist.. Nur dann haben Viren, Bakterien, Parasiten die Chance, den Organismus zu beeinflussen oder zu befallen.
In Zusammenhang mit den Bienen bedeutet dies: Was hat unsere Bienen so geschwächt?
Langfristig gesehen ist ein solches Herangehen und Hinterfragen der Varroa natürlich sinnvoll.
Schließlich wollen wir ja nicht immer und ewig die Varroa, mit welchem Wirkstoff auch immer, bekämpfen, sondern auf lange Sicht wieder eine Imkerei betreiben, die ohne Medikamente auskommt. Grundlage dafür kann nur ein Gleichgewicht zwischen Wirt und Parasit sein, bzw. ein gesunder, widerstandsfähiger Wirtsorganismus.
Wenn wir die Entwicklungen in der Imkerei weltweit betrachten, so ist die These von der Schwächung der Bienen nicht von der Hand zu weisen. Überall nehmen die Probleme rasant zu.
Nach meiner Überzeugung sind dafür nicht nur externe Faktoren verantwortlich:
Agrarchemie, oder Verschwinden der Nahrungsgrundlagen der Bienen. Wir Imker machen es uns zu leicht, wenn wir immer nur mit dem Finger auf andere zeigen. Man muss auch bereit sein, das eigene Tun selbstkritisch zu hinterfragen.
Wenn wir vor diesem Hintergrund die Problematik Mittelwand versus Naturwabenbau betrachten, so wird schnell eines deutlich: Mit der Mittelwand bringen wir etwas Künstliches ins Bienenvolk, dass es von Natur aus dort nicht gibt. Bienen kennen keine Wachsplatten aus recyceltem altem Wachs mit vorgeprägten Zellen. In der Natur entstehen die Waben immer aus frisch ausgeschwitztem Jungfernwachs und werden so gebaut, wie es die Bienen gerade brauchen.
Alles Fremde, das in einen Organismus hineingebracht wird, erzeugt Stress und das schwächt den Organismus. Zudem manipulieren wir stark die natürlichen Lebensprozesse in unserem leistungszentrierten Sinne. Um unsere Ziele und Interessen durchzusetzen, hindern wir die Bienen daran, ihre natürlichen Triebe und Bedürfnisse auszuleben.
In der artgerechten Bienenhaltung ist das natürliche Leben des Bienenvolkes Vorbild und Maßstab des jeweiligen imkerlichen Handelns. Die Betriebsweisen sollen so gestaltet sein, dass die Bienen soweit als möglich gemäß ihrer natürlichen Instinkte und Lebensweisen leben können. Alle Eingriffe und Maßnahmen, die den natürlichen Lebensäußerungen zuwiderlaufen, verursachen Stress und schwächen letztlich den lebendigen Organismus. In diesem Zusammenhang ist daher der Einsatz von Mittelwänden als nicht artgerecht zu beurteilen.
Die Entdeckung, dass sich im Wachs sowohl Umweltbelastungen, als auch Rückstände aus der Varroabekämpfung anreichern können, trug als weiterer Fakt dazu bei, den Naturwabenbau in den Demeter Richtlinien zu etablieren.
Viele Imker waren extrem skeptisch und stellten in Frage, dass mit Naturwabenbau überhaupt erfolgreich geimkert werden könne.
Nach 15 Jahren imkern mit Naturwabenbau muss ich sagen, dass ich mir eine andere Art des Imkerns gar nicht mehr vorstellen kann. Und, dass es letztlich relativ einfach ist, schöne, handhabbare Waben bauen zu lassen. Man muss dabei nur gewisse Bedingungen beachten.
Naturwabenbau bedeutet heute, dass die Bienen innerhalb beweglicher Rähmchen ihre Waben selbst und frei von Vorgaben bauen können.
Das Ziel der Demeter Imker ist es, von den Bienen schönen, beweglichen Waben Bau errichten zu lassen, der sich durch einen hohen und der Volksstärke angemessenen .Anteil von Arbeiterinnenbau auszeichnet. Dies ist deshalb notwendig, weil nur in diesen Zellen Arbeiterinnen aufgezogen werden. Diese braucht das Volk in ausreichender Anzahl, damit eine notwendige Volksstärke erreicht wird, und die notwendigen Arbeiten ausgeführt werden können. Nicht zuletzt ist der Honigertrag direkt von der Anzahl der Arbeitsbienen im Volk abhängig. In früheren Zeiten hatte der Natur - Waben Bau vorwiegend die Form von Stabil Bau. Dies bedeutete, dass die Waben an den Wänden der Bienenbehausung fest angebaut waren, und der Imker die Waben nicht herausziehen ´bzw. überhaupt bewegen konnte, um einen Eindruck vom Zustand und Entwicklungsstand des Volkes zu bekommen. Bei der Honigernte musste der Waben Bau zerstört werden.
Das geht in der heutigen Zeit und im Zeitalter der Varroa nicht mehr. Heute muss der Imker die Waben bewegen können, um sich seinen Bienen „analytisch“ anzunähern und sich mit ihnen auseinander zu setzen. „Mobiler Waben Bau.“ ist daher meiner Ansicht nach absolut zeitgemäß.
Um guten Waben Bau zu erreichen müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein:
Nun könnte man sagen: Ach, es ist doch egal, wie die Waben entstehen. Egal ob Mittelwände oder Naturbau. Das Ergebnis ist doch immer das Gleiche: Waben mit Zellen, in denen die Bienen ihre Brut aufziehen und die Vorräte speichern.
Aber ich denke, dass man es sich nicht so einfach machen sollte.
Zum einen hat der Wabenbau, der Wabenkörper, für das Bienenvolk eine ganz wesentliche Bedeutung. Hier spielt sich das ganze Leben eines Volkes ab! Und: ohne Wabenkörper könnte ein Bienenvolk nicht dauerhaft überleben.
Zum anderen bin ich fest davon überzeugt, dass in der Natur alles seine Wirkung hat! D.h. die Art und Weise, wie etwas entsteht, hat wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis. Und das Ergebnis, hier die Wachsqualität, hat wiederum großen Einfluss auf das, was in den Waben geschieht. Die Honigqualität zum Beispiel.
Wenn der Imker mit Mittelwänden arbeitet, so entsteht dabei ein Wabenkörper aus einem Wachs, das schon seine Geschichte hat. Diese drückt sich z.B. in seinem Geruch aus. Naturwabenbau ist wie ein unbeschriebenes Blatt, in den das Volk, seine Geschichte, oder wie beim Schwarm seine Entstehungsgeschichte hineinschreibt. Dadurch entsteht natürlich eine ganz andere Verbindung zwischen Bienen und ihren Waben. Ebenfalls hat das einen großen Einfluss auf das Selbstwertgefühl, die Selbstwahrnehmung eines Bienenvolkes.
Der Waben Bau dient durch seine chemischen Eigenschaften der Kommunikation im Bienenvolk. Manche bezeichnen ihn als Gedächtnisspeicher des Bienenvolkes. Und es ist einsichtig, dass ganz anders funktioniert, wenn das Wachs schon riecht und duftet, nach anderen Bienenvölkern eben, als wenn ein Volk den Waben Bau selbst baut und dann darauf lebt und kommuniziert.
Der Wabenbau ist für das Bienenvolk so wichtig, dass ein Teil seiner Mitglieder seinen Körper auf die Wabenentstehung hin physiologisch ausrichtet, und z.B. die Wachsdrüsen anschwellen und in Aktion treten lässt. Bei Mittelwänden werden diese Jungbienen physiologisch blockiert. Weil daraus Waben entstehen, die vor allem aus altem Wachs bestehen, das nur neu modelliert wird. Es kommt nur wenig junges Wachs hinzu. Durch die Art und Weise ihres Wabenbaues unterscheidet sich die Honigbiene auch von anderen sozialen Insekten wie Hummeln, Wespen oder Hornissen. Letztere sammeln vermoderndes Holz als Rohstoff, setzen diesem körpereigene Stoffe zu und bauen daraus ihre papierartigen Waben sowie die Nesthülle. Das Bienenwachs hingegen ist ein ureigenes Stoffwechselprodukt der Honigbienen selbst. Sie fressen Nektar und Pollen und verwandeln diese Ausgangstoffe in ihrem Körper zu Bienenwachs. So schaffen die Bienen aus sich selbst heraus eine vollkommen neue Substanz. Wenn ich Mittelwände gebe, so entfremde ich die Bienen dieser ureigenen Tätigkeit und bringe sie auf eine eine Ebene mit Wespen und Hornissen. Die es in der Evolution eben nicht bis zu dieser ausgeklügelten sozialen Organisation gebracht haben.
Durch die vorgegebene Zellprägung der Mittelwände hin zu Arbeiterinnenbau wird dem Volk eine bestimmte Wabenstruktur aufgezwungen. Im Naturwabenbau baut das Volk so, wie es sich gerade fühlt, oder wahrnimmt. Dies bestimmt z.B. das Verhältnis Arbeiterinnenbau - Drohnenbau in der Vermehrungszeit. Oder das Hochgefühl, wenn es Honig gibt, und neuer Platz geschaffen wird. Durch diese Äußerungen artikuliert sich der Organismus und konstituiert sich dadurch selbst. Naturwabenbau wächst mit dem Volk und seinen jeweiligen Zuständen. D.h. zwischen Waben Bau und Bienenvolk besteht ein organisches Verhältnis. Die Bienen fühlen sich mit ihrem Waben Bau eng verbunden.
Der Prozess des Wabenbaues ist eine Zeit intensivster Kommunikation und Zusammenarbeit im Bienenvolk. Ein höchst sozialer Prozess. Das zeigt sich schön in der Bautraube, als dem Zentrum des Geschehens. Bei Mittelwänden sitzen die Bienen lediglich links und rechts der Mittelwand und modellieren aus dem alten Wachs die Zellen. Es gibt nicht diese intensive Zusammenarbeit. Zusammenarbeit verbindet, es kann ein ganz anderes Gefühl als Bienenvolk entstehen.
Auch wenn viele Imker nicht alle diese Bilder und Gedanken nachvollziehen können. So sehen wir doch: Waben sind wesentlich mehr als nur Zellen für die Aufspeicherung des Honigs.
Und: Naturwabenbau verkörpert eine ganz andere Qualität , als Waben aus Mittelwänden. Es stellt sich also die Frage? Kann es ohne Folgen für das Bienenvolk bleiben, wenn hier etwas Künstliches wie die Mittelwand in den Organismus hineingebracht wird und notwendige Lebensprozesse sich daraufhin nicht mehr in ihrer natürlichen Form entwickeln können?
Bienen-Pate-Bremen - Grambker Heerstr. 130a - 28719 Bremen - Tel. 0151-57710601 - eMail: info@bienen-pate-bremen.de